Alles glasklar im Paradies
Zeitenwende bei der JOSKA KRISTALL GmbH & Co. KG in Bodenmais. Nach 30 Jahren hat Josef Kagerbauer, der Sohn des gleichnamigen Firmengründers, zum Jahresanfang die Firmenleitung an seine Kinder Alina und Lennart Kagerbauer sowie Thomas Walz übergeben. Im „Glasparadies“ wird damit ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Familienbetriebe können bekanntermaßen sehr zerbrechlich sein. Bei der JOSKA KRISTALL GmbH & Co. KG im wahrsten Sinne. Umso schöner, dass die Geschäftsübergabe des Traditionsunternehmens aus dem Bayerischen Wald perfekt gelungen ist. Das Lebenswerk zweier Generationen ging ganz unaufgeregt auf die dritte über.
Der Begriff JOSKA besteht aus den Namensbestandteilen Josef und Kagerbauer. 1960 hatte der Firmengründer mit selbstgeschliffenen Gläsern den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und die
JOSKA Glaskunstwerkstätten eröffnet.
Josef junior lernte dann ebenfalls Glasmacher – wie es damals eben so üblich war. Seine Liebe zum Glas war zwar groß, aber das Fernweh siegte zunächst. Nach der Bundeswehrzeit widmete sich Kagerbauer junior dem Kraftsport. Im Norden Deutschlands baute er mehrere Fitness-studios auf und verkaufte sie dann erfolgreich weiter. Die Gewinne brachte der junge Mann nach seiner Rückkehr in den Bayerischen Wald in das Unternehmen JOSKA ein, in dem er Gesellschafter wurde.
Bis 2002 führte das Vater-Sohn-Duo den Betrieb und ab 2003 lenkte Josef Kagerbauer junior die Geschicke in Eigenregie. Erfolgreiche Filialen in Bad Füssing und Bad Griesbach entstanden. Zu einer kleinen, aber durchaus tragenden Säule des Unternehmens wurden die Glastrophäen im Sport. Ob Formel 1, Fußball, Tennis oder Wintersport: JOSKA-Pokale sind auf der ganzen Welt ein Begriff und die Kompetenz der Niederbayern ist nahezu konkurrenzlos. Seit fast 30 Jahren liefert JOSKA KRISTALL zum Beispiel für das jährlich stattfindende „Arnold Sports Festival“ von Arnold Schwarzenegger in Columbus (Ohio, USA) Trophäen. Dies ist die größte Fitness-Sportveranstaltung der Welt mit 200.000 Besuchern, 39 teils olympischen Sportarten und fast 17.000 Teilnehmern.
Stillstand gab es in dem Unternehmen eigentlich nie und so entstand auch die Idee der touristischen Vermarktung des Werkstoffes Glas. Die Kagerbauers kauften 1993 am Moosbach bei Bodenmais 70.000 Quadratmeter Land und errichteten dort das heutige „Glasparadies“. Schon bei der Anfahrt schimmert, glänzt und leuchtet es bunt in allen Farben. Skulpturen, Bodenfliesen und sogar Möbel aus Glas weisen den Weg zu den großen Verkaufsräumen, der Gastronomie und dem Ort des beliebten Schau-Glasblasens. „Das ganze Jahr über finden große auch saisonale Veranstaltungen statt, vom Biker-Treffen bis zum Perchtenlauf“, berichtet Lennart Kagerbauer.
In Scharen kommen die Touristen dann, um im Glasparadies bei JOSKA schöne entspannte Stunden zu verbringen. Kinder sind genauso begeistert wie die Mid-Ager. Während der Woche ist es manchmal etwas ruhiger, dann kommen die JOSKA-Fans gerne zum gemütlichen Einkaufen und zum Essen.
Das Warenangebot ist immer aktuell, denn die JOSKA-Einkäufer verfügen über gutes Gespür für moderne Trends, informieren sich laufend auf nationalen und internationalen Messen. Gläser aus der eigenen Herstellung, veredelte Produkte oder Artikel von Handelspartnern sorgen so für gute Umsätze. Hier setzt auch das Zukunftskonzept von JOSKA an. Als „Dreigestirn“ wollen die neuen Geschäftsführer JOSKA in eine erfolgreiche Zukunft führen. Alina Kagerbauer (28)nkümmert sich in erster Linie um die Finanzen und die 200 Menschen im Unternehmen. Das Herz ihres Bruders
Lennart (26) schlägt vor allem für Technik und Produktion. Beide Kinder haben sich bewusst für den Familienbetrieb entschieden und brennen für das Thema Glas. Ihren Papa freut das sehr, er hätte aber auch jede andere Berufswahl akzeptiert.
Ein großer Bestandteil des Unternehmens sind die Events mit der dazugehörigen Gastronomie. Hierfür ist Thomas Walz als Geschäftsführer Nummer 3 verantwortlich. Den gebürtigen Nürnberger, der in der Schweiz schon einen Stern erkochte, hat es der Liebe wegen nach Niederbayern verschlagen. Der Spitzenkoch bietet für private und gewerbliche Veranstaltungen ab 50 Personen alle Arten feiner Speisen an. Sein klassischer Schweinsbraten kommt genauso gut an wie Fingerfood oder moderne Bowls. Die hohe Qualität und die verwendeten regionalen Produkte haben dafür gesorgt, dass auch viele Bürger aus dem Bayerwald regelmäßig als Stammgäste zum Essen und Feiern kommen.
„Die Übergabe erfolgte step by step, recht unaufgeregt. Wir schätzen uns sehr und treffen alle wichtigen Entscheidungen auch zu dritt“, berichtet Alina Kagerbauer. Jede Abteilung im Betrieb verfügt über langjährige Erfahrung und Fachwissen, sodass das „daily business“ optimal läuft.
800.000 bis 1 Million Gäste besuchen das Glasparadies inzwischen pro Jahr. Die Hauptaufgabe für das neue Führungstrio besteht nun darin, die hohe Qualität in allen Bereichen zu halten und gleichzeitig neue Ideen und Projekte auf den Weg zu bringen. „Aktuell wird das Energiekonzept überarbeitet, es sind weitere Attraktionen im Eventbereich in Planung. Gerade für Kinder soll das Angebot nochmals erweitert werden“, sagt Thomas Walz.
Josef Kagerbauer vertraut seinen Kindern und dem Spitzenkoch zu 100 Prozent, schließlich sind sie alle über die Jahre langsam in ihre neuen Aufgaben hineingewachsen und verfügen über hohe Fachkompetenz in ihren Bereichen. Kagerbauer steht zwar noch als Ansprechpartner und – wenn gefragt – als Ratgeber zur Verfügung, freut sich als 63-Jähriger aber auch über die neu gewonnene Zeit nach einem ausgesprochen
intensiven 24/7-Arbeitsleben.
Die Mitarbeiter stehen ebenfalls voll hinter dem jungen Trio, weil sie um dessen Leidenschaft für die Heimat, für Qualität und den nachhaltigen Rohstoff Glas wissen. Und das Team baut wie schon in der Vergangenheit auf die Stärke der Familie Kagerbauer. Bei JOSKA ist es wie beim Glas selbst: Es ist zwar zerbrechlich, hält aber auch großen Belastungen sicher stand.